Die Kirchengemeinde Mariendorf zählte Anfang 2022 rund 220 Gemeindeglieder, der Ort insgesamt etwa 420 Einwohner. Zum Gottesdienst wird zweimal im Monat und an den Feiertagen in die Kirche eingeladen. Erfreulich ist der vergleichsweise gute, regelmäßige Gottesdienstbesuch. Eine besondere Freude ist für die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher die erneuerte Orgel mit ihrem strahlenden Klang.
Mehrmals im Jahr werden besondere Gottesdienste angeboten, im Sommer der Waldgottesdienst, ein besinnlicher Abendgottesdienst, ein Filmgottesdienst und ein musikalischer Gottesdienst in der Regel am 4. Advent. Weiteres kann noch hinzukommen, wenn es möglich ist.

Den Waldgottesdienst feiert die Kirchengemeinde Mariendorf seit 2001 und lädt dazu seit etlichen Jahren auch die Immenhäuser ein. Nicht nur sie sondern auch Menschen aus anderen Nachbargemeinden nehmen den Waldgottesdienst zum Anlass, eine Wanderung oder eine Radtour zu unternehmen und mit der Kirchengemeinde Mariendorf Gottesdienst zu feiern. In den letzten Jahren war der gut erreichbare Treffpunkt dafür ein Waldweg auf dem Ahlberg, der Eingang zum Paulsweg, und immer wieder einmal haben sich Familien gewünscht, in diesem besonderen Gottesdienst die Taufe ihres Kindes zu feiern.
Nach dem Gottesdienst gibt es einen Imbiss mit Herzhaften, kalten Getränken, Kaffee und Kuchen. Die Gottesdienstbesucher sind eingeladen, sich zu stärken und noch etwas zu verweilen. Mehrfach ist der Waldgottesdienst in seiner 20-jährigen Geschichte bereits umgezogen. Zurzeit wird darüber nachgedacht, ihn als Spielplatzgottesdienst neben dem Gemeindehaus zu feiern.
Das Gemeindehaus ist in den 60-er Jahren an der Stelle des im Krieg zerstörten Pfarrhauses entstanden und wurde in den Jahren 2005 und 2006 umfangreich modernisiert. Die Stadt Immenhausen hat die Baumaßnahme großzügig unterstützt und kann dafür im Gegenzug den Jugendraum im Keller für ihre Arbeit nutzen. Gern treffen sich dort auch Seniorinnen im „Café Kuba“, einem offenen Treffpunkt für Jung und Alt.
Ein größerer Wasserschaden hat neben Corona die Nutzung des Gemeindehauses für längere Zeit unterbrochen. Er wird nach und nach behoben und dann steht das Haus wieder für Gruppen und für die Vermietung zur Verfügung. Aus dem Gemeindenachmittag, zu dem vor allem ältere Menschen einmal im Monat im Gemeindehaus zusammenkamen, ist inzwischen ein Gemeindeausflug in die nähere Umgebung geworden. Es wird nach der Wiedereröffnung des Hauses ganz sicher auch wieder Gemeindetreffen in den gepflegten Räumen des Hauses geben.
Die Kirchengemeinde kann dann das Haus auch wieder für private Feierlichkeiten und Treffen zur Verfügung stellen und hofft sehr, dass davon wieder rege Gebrauch gemacht wird, denn die so erzielten Einnahmen helfen, das Haus zu unterhalten.
Die Unterhaltung von Kirche und Gemeindehaus stellen für die kleine und finanzschwache Kirchengemeinde Mariendorf eine große Herausforderung dar. Möglich ist dies nur durch ein großes ehrenamtliches Engagement besonders der Mitarbeitenden im Kirchenvorstand.
Die Anfänge der Kirchengemeinde Mariendorf wie auch des Ortes selbst liegen in einer anderen Region Europas: in Frankreich. Mit der Aufhebung des Ediktes von Nantes am 18. Oktober 1685 durch Louis XIV wurde die Ausübung der reformierten Religion in Frankreich verboten. Damit blieb vielen Anhängern dieser Glaubensrichtung nur noch die heimliche Flucht ins Ausland. Zu ihnen gehörten auch die »Mariendorfer«, hauptsächlich Waldenser aus verschiedenen Orten der Cottischen Alpen. Landgraf Karl von Hessen-Kassel hatte die Ansiedlung der Flüchtlinge durch großzügige Konzessionen in seinem Land gefördert. So durften sie unter anderem uneingeschränkt ihren Glauben sowie Sprache und Kultur pflegen. Darüber hinaus wurden auf landgräfliches Geheiß französische Kolonien gegründet. Mit dem Koloniebau von Mariendorf fing man im April 1686 auf Wüstengemarkungen nördlich von Immenhausen an. Bis zur jeweiligen Fertigstellung der Häuser blieben die Flüchtlinge – ca. 300 Personen – in Immenhausen einquartiert. Mit dem Umzug der ersten 110 Réfugiés im April 1687 nach Mariendorf beginnt die Geschichte dieses Ortes.
Vom Glauben der Hugenotten zeugt auch ein erhalten gebliebener Dachziegel von einem Bauernhaus (ca. 1770), auf dem der französische Text des Vaterunsers eingeritzt ist. Die Gemeinde blieb bis 1739 selbstständig. Die folgenden 100 Jahre sind durch die Verbindung mit Carlsdorf geprägt. Die zugleich damit angestrebte Verlegung des Amtssitzes der Pfarrer nach Carlsdorf konnten die Mariendorfer durch ihren hartnäckigen Widerstand zunächst noch verhindern. Aber seit 1789 musste man akzeptieren, dass man pfarramtlich von Carlsdorf aus betreut wurde. Von 1840 bis 1963 war Mariendorf als Muttergemeinde mit der Nachbargemeinde in Udenhausen verbunden. Damit hatte man wieder einen Pfarrer, der im Ort wohnte. In die Anfänge dieser Phase fällt der Erwerb eines neuen Pfarrhauses, da das alte, baufällig gewordene Anwesen abgerissen werden musste. Durch einen Bombenabwurf am 3. Oktober 1944 wurde auch dieses Pfarrhaus schließlich zerstört. An seiner Stelle befindet sich heute das Mitte der sechziger Jahre erbaute Gemeindehaus der Kirchengemeinde.
Das wichtigste Zeugnis der Tradition ist die am 9. Juni 1710 eingeweihte Kirche von Mariendorf. Sie ist ebenso wie der Ort selbst der Landgräfin Maria Amalia gewidmet. Eine Inschrift über dem Eingang weist darauf hin. Aus der Zeit der Erbauung stammen die Ornamentmalereien um die Fenster und die beiden französischen Bibelsprüche an der Nordwand, um deren endgültige Restaurierung sich die Kirchengemeinde seit Mitte der 80er Jahre sehr bemüht hat. Sie wurde dabei besonders von der politischen Großgemeinde Immenhausen unterstützt, der Mariendorf seit dem 1. Dezember 1970 als Ortsteil angehört. Das Ende der Renovierung der Wandmalereien konnte schließlich am 13. Oktober 1996 mit einem Festgottesdienst gefeiert werden. Der Gottesdienstraum zeigt sich seither wieder in einer Gestaltung, die der ursprünglichen aus den Erbauungsjahren sehr nahe kommen dürfte.